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Fachtagung "Unbezahlbar, aber umsonst?

Stärkere Anerkennung der Familienarbeit gefordert – Der Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) hat sich mit der Fachtagung "Unbezahlbar, aber umsonst? - Wie kann die Gesellschaft Familienarbeit honorieren" mit zwei möglichen Konzepten auseinandergesetzt: Familiiengehalt oder bedingungsloses Grundeinkommen. Anliegen der KAB ist es, Menschen in unserer Gesellschaft echte Wahlmöglichkeit zu bieten, mit welchen Tätigkeiten sie sich in die Gesellschaft einbringen und wie sie davon leben können.

Zu dieser Fachtagung stellten die Referenten Kostas Petropulos vom Heidelberger Familenbüro das Konzept "Familiengehalt" und Ralf Nowak, Vorsitzender der KAB Recklinghausen das Modell des "garantierten Grundeinkommens" vor.

Herr Petropulos machte deutlich, dass Familien, die sich für Kinder entscheiden und teilweise mit der Erwerbsarbeit aussetzen, ein erhebliches finanzielles Risiko eingingen, das oft einhergehe mit Nachteilen in der beruflichen Karriere. Berufstätigkeit und Familienarbeit gleichzeitig zu bewältigen erzeuge enormen zeitlichen Druck und Stress. Gesellschaftlich beobachtbar sei die anhaltend niedrige Geburtenrate, der erhöhte außerhäusliche Betreuungsbedarf der Kinder und trotzdem ein Rückgang der Bindungssicherheit und Lebensfreude bei den Kindern.

Abhilfe würde seiner Meinung nach ein Familiengehalt in Höhe von 1200 Euro bieten (das entspricht der staatlichen Zuschusshöhe für einen Kinderkrippenplatz), das den Eltern eine echte Wahlmöglichkeit zur beruflichen Tätigkeit böte, wie sie ja auch das Bundesverfassungsgericht angemahnt hätte.

Ralf Nowak beleuchtete das Problem der finanziellen Absicherung im Leben von einer anderen Seite. Im Ruhrgebiet seien aufgrund der hohen Erwerbslosigkeit 10% der Bevölkerung Hartz IV - Empfänger. Ein garantiertes Grundeinkommen würde die Lebenssituation für diese Menschen entscheidend ändern - jenseits der Existenzsängste würden Kräfte frei für selbstbestimmtes Tätigsein, ob im ehrenamtliches Engagement oder in der Familie. Die Leistungen werden im Modell mit 776 Euro für Erwachsene (entspricht 60% des durchschnittlichen Einkommens) und mit 485 Euro für Kinder angegeben und anstelle anderer Transferleistungen (Hartz IV, Grundsicherung, Kindergeld, BAföG) ausbezahlt. Bereits heute seien nur 41% der Menschen für das Erwirtschaften des Volkseinkommens zuständig, über die Hälfte lebten von Transfereinkommen (z.B. Rente, Kindergeld, Hartz IV); ein vom Unternehmer Werner Götz errechneter Ansatz gehe davon aus, dass bereits heute pro Kopf 1000 Euro monatlich als steuerfinanziertes Grundeinkommen ausgezahlt werden könnte, wenn dafür alle sozialen Leistungen gestrichen werden würden.

In Arbeitsgruppen wurden die beiden Ansätze auf ihre Tauglichkeit für eine ausreichende Familienförderung hin überprüft. Als Ergebnis gaben die Teilnehmer mehrheitlich die Empfehlung, sich mit dem Ansatz des Familiengehaltes weiter zu beschäftigen, da es ein leistungsbezogenes Einkommen darstelle und politisch leichter durchsetzbar scheine. Allerdings würden damit in erster Linie nur Menschen in familienbezogenen Strukturen erfasst. Für den weiteren Ausbau einer anderen Gesellschaft, in der sich Menschen frei und finanziell abgesichert für sinnstiftende Tätigkeiten (Familienarbeit, ehrenamtliches Engagement, Selbstarbeit wie z.B. Studium, Fort- und Weiterbildung) entscheiden können, scheint das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens weitergehende Impulse zu liefern.

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